Achtsamkeit

Achtsamkeit an der Albertus-Magnus-Schule

Mit dem Schutzkonzept gegen sexuelle Gewalt hat sich die ALMA auf die Fahne geschrieben eine Achtsamkeitskultur im Schulalltag zu etablieren.

Da es bei Achtsamkeit um eine innere Haltung und ein erweitertes Bewusstsein geht, ist vorhersehbar, dass die Umsetzung ein langwieriger Prozess sein wird. Doch wenn wir es schaffen, mit den SchülerInnen auch in schwierigen Situationen in Kontakt zu bleiben und einen gemeinsamen Weg zu finden, wird der Umgang miteinander friedlich, wertschätzend, leichter, erfüllender und kooperativer.

Um zu schauen, wie Achtsamkeit in Verbindung mit gewaltfreier Kommunikation (GfK) im Schulalltag umgesetzt werden kann, wurde in Zusammenarbeit mit einer Klassenlehrerin und mir, als Schulsozialpädagogin, ein Pilotprojekt in einer 6. Klasse gestartet. In diesem Schuljahr kam noch eine 5. Klasse dazu. Des Weiteren wurden im Frühjahr 2019 ca. zehn LehrerInnen in GfK geschult und Anfang März 2020 noch einmal acht Lehrkräfte mehr. Sie haben Selbsterfahrungen erlebt und Übungen an die Hand bekommen, die sie mit ihren Klassen ausprobieren können. Alle 6 Wochen treffen sich die KollegInnen, um sich über ihre Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam zu üben und sich gegenseitig auf diesem Weg zu stärken.

In dem Projekt lernen die SchülerInnen Gefühle und Bedürfnisse kennen, sie wahrzunehmen, zu benennen und sie in den Kontakt mit anderen zu bringen. Dies geschieht mit Hilfe von Gefühlsmonstern, Rollenspielen, Wahrnehmungsübungen und aktuellen Situationen ihres Alltages. Außerdem sind ihnen die vier Schritte der gewaltfreien Kommunikation nahegebracht worden. Es gab bisher schon viele berührende Situationen, wie z.B. Gefühlsoffenbarungen, die Fehlverhalten deutlich machten und Verständnis in der Gruppe weckten, Konflikte, die mit gegenseitigem Verständnis und Mitgefühl gut gelöst werden konnten und auch das Teilen persönlicher unangenehmer Erfahrungen, die dann innerhalb der Klasse gut aufgefangen werden konnten.

Doch auch die Grenzen unseres Schulsystems wurden in diesem Prozess mehr als deutlich. Die schulübliche Sichtweise des Bewertens und Beurteilens von Verhalten und Leistungen und auch das hierarchische Denken stehen konträr zum Ansatz der GfK.

Allein die Rahmenbedingungen, mit 30 SchülerInnen in einer Klasse in getakteter Zeit zu arbeiten, sind für diese Arbeit hinderlich. Da wir personalmäßig in der Regel zu zweit sind, sind wir schnell dazu übergegangen die Klassen zu teilen und parallel zu arbeiten. Doch es hat sich auch gezeigt, dass ein achtsamer und offener Umgang nur möglich ist, wenn sich die erwachsene Begleitung auf die vorherrschende Situation und die Persönlichkeit der Kinder wirklich einlässt.

Wir alle haben im Laufe unseres Lebens verlernt, unsere Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und sie frei auszudrücken. Unser natürliches Wesen möchte miteinander in Kontakt kommen, sich zeigen und gesehen werden.

Grundvoraussetzung dafür ist allerdings, dass ich als Lehrperson bzw. Begleiterin selbst gut mit mir im Kontakt bin, die SchülerIn als ein gleichwertiges Gegenüber betrachte, mich selbst und den anderen in die Selbstverantwortung nehme und ergebnisoffen bleibe.

Wenn ich erwarte, dass das Kind tut, was ich will, ich ihm vorschreibe, was es zu tun hat und nicht seine Beweggründe für das Verhalten genau betrachte und ernst nehme, wird es nicht funktionieren. Diese Form es Umgangs mit mir selbst und den Mitmenschen ist ein hoher Anspruch, der oft im Widerspruch zu unseren Prägungen steht, sich für mich jedoch als sehr wahrhaftig und elementar anfühlt. Es braucht innere Bereitschaft, Geduld, Ausdauer und Priorität - und letztlich auch einen Systemwechsel.

Ich bin froh, dass sich einige KollegInnen der Alma mit mir auf den Weg gemacht haben und den Juwel dieser Haltung erkennen können.

Veränderung beginnt immer bei uns selbst. Schaffen wir es, uns eine Haltung der Achtsamkeit anzueignen, diese immer mehr auszustrahlen, auch Rückschläge als Teil des Prozesses anzunehmen, können wir viel dazu beitragen, das christliche Grundverständnis der Nächstenliebe in unserem Schulalltag zu integrieren, es in die Welt zu tragen und wachsen zu lassen!

Jennifer Hahn